Hallo Comicfreunde,
als ich diesen Mittwoch Abend Justice League #11 aus der Hand gelegt habe, war ich wirklich schlecht gelaunt und enttäuscht. Bis heute hat sich das aber ein wenig gelegt. Natürlich wollte man wissen wie es auf dem Satelliten weitergeht nachdem Graves die Justice League in wenigen Sekunden außer Gefecht gesetzt hat, doch dass er auch so schnell wie er gekommen war auch schon wieder verschwindet war schwach geschrieben. Dass Batman als Einziger die mentale Stärke hat den Geistern zu widerstehen fand ich sehr bezeichnend für den Leidensfähigsten der Gruppe, doch wie er auf Seite zwei mittels eines einsamen Batarang die Schockstarre der anderen Mitglieder der Justice League löste, fand ich lächerlich. Hier hätte man etwas mehr Dramatik einarbeiten und sich mehr Zeit nehmen müssen.
Graves geht danach weiter seinem Plan nach die Justice League zu zerstören. Er sät bei der Schwester von Steve Trevor den Samen der Angst aus, der kurz danach Wonder Woman dazu bringen wird die Hand gegen Green Lantern zu erheben. Wonder Woman fühlt sich verantwortlich für die gefährliche Situation in der Steve sich derzeit befindet und will Graves Kopf. Dies führt natürlich zu einem Konflikt zwischen ihr und den anderen Mitglieder der Liga. Obwohl Batman, der die Situation und die Gefühlslage von Diana richtig einschätzt, auf dem besten Wege ist Wonder Woman zu einem überlegten Handeln zu bewegen, eskaliert die Situation durch die Sturheit von Hal. Hier kommt mein größter Kritikpunkt an dieser Ausgabe. Die Motivationen der einzelnen Charaktere sind nachvollziehbar, doch in einen Actionwust eingebettet verebbt die Spannung und reduzierte die Szene auf einen uninspirierten Kampf, der sich furchtbar abrupt in Wohlgefallen auflöst. Es ist klar, dass der Konflikt innerhalb der Liga und deren Zuschaustellung in den Medien von Graves so geplant ist und zu seinem umfangreichen Racheplan gehört, doch hätte man das ganze deutlich subtiler und schöner darstellen können wie es hier erfolgt ist. Lees Perspektiven und Zeichnungen sind wieder besser geworden, doch trösten sie nicht über die oben genannten Kritikpunkte hinweg. Im übrigen finde ich die 90er Fönfrisur von Diana wunderbar. Sie hat was sehr emanzipiertes und ist dadurch ein einfaches Mittel zur unterbewussten Charakterbildung. Wieso Lee und Johns sich eine Doppelseite genommen haben um den ersten Schlag zwischen Diana und Hal darzustellen konnte ich bisher nicht ergründen. Ich verstehe, dass es wichtig ist zu zeigen, dass hier ein Wendepunkt in ihrem Verhältnis zueinander ist, doch dadurch, dass es wenige Seiten später wieder ambulant begradigt wird, ist es verschenkter Platz, der garantiert interessanter genutzt hätte können. In die gleiche Kategorie gehört auch der Tritt den Wonder Woman Superman verpasst. Wir alle wissen, das Diana nicht ohne ist und gut austeilen kann, aber es so seitenfüllend zu erzählen, sieht zwar wirklich gut aus, ist aber ein flüchtiges Vergnügen.
Es folgt die schnelle Aufklärung in Graves Schreiberstübchen und die Liga findet den entscheidenden Hinweis, dass ihr neuer Gegner seine tote Familie am Mount Sumeru gesucht hat. Dort angekommen kann nur Cyborg den Eingang zu den Tempelanlagen im Tal der Seelen entdecken. Ich finde die Erörterung, dass Cyborg zwischen dem Leben und dem Tod steht sehr interessant und es bietet viel Potential für gute Geschichten. Cyborg entwickelt sich immer mehr zu einem lesenwerten Charakter und er sammelt immer weiter meine Sympathiepunkte. Generell ist die Szene in der Tempelanlage sehr gut. Es ist eine aufgeteilte Doppelseite, die die Verluste der Justice League in Geisterform darstellen. Diese Konfrontation mit den Toten berührt alle Mitglieder und das Auftauchen von Steves Geist ist ein guter Cliffhanger. Wenn man mehr Zeit und Mühe in stimmungsvolle Szenen wie hier, oder in die investigative Szene in Graves Haus legen würde, wäre der Comic deutlich lesenswerter und würde sich abheben von den ganzen Teamprügel-Comics. In der Justice League sind tolle Charaktere, die eine solch oberflächliche Behandlung nicht wirklich verdienen. Aber gerade hier müssen die Figuren interessant und lesenswert rüberkommen, denn so werden Leser auch auf andere Serien aufmerksam und DC könnte über dieses Team gute Werbung verbreiten.
Falls Justice League sich nicht verbessert, werde ich wohl nicht mehr lange bei dieser Serie bleiben. Mit 3,99$ ist sie einfach zu teuer um nur mittelmäßig zu sein. Da kann leider auch nicht der immer spannender werdende Shazam! Bonus helfen.