Hallo Comicfreunde,
ich hatte es ja schon beim Panel der Woche geschrieben, dass ich von der ersten Ausgabe von Ozymandias weggeblasen war. Und das bin ich noch immer. Ich möchte diesmal nicht so stark auf die Story eingehen, weil sie logisch und ohne große Überraschungen daher kommt, doch solide erzählt ist. Die Kunst ist deutlich erwähnenswerter.
Die Panels sind nicht wie heutzutage üblich stark verzerrt oder verteilt angeordnet. Sie entsprechen eher einer zentralistischen, symmetrischen und seitenfokusierten Anordnung. Das Ganze wird mit Abstand betrachtet und in klare Formen gebracht. Diese Aufteilung der Seiten ist logisch für einen Comic der um Ozymandias geht. Der Comic zeigt uns wie Ozymandias die Welt sieht. Analytisch, glasklar und ohne störende Ablenkungen auf das Ziel zugehend. Dieses Schema wird nur auf Seite zwei unterbrochen durch die kurzen Bildausschnitte aus den Fernsehmonitore. Hier passt es auch gut rein, weil die Nervosität Ozymandias im Angesicht seiner bevorstehenden Aufgabe durchscheint.
Das, was auch direkt auffällt, ist der fast durchgehende Monolog von Ozymandias. Nur in wenigen Sequenzen oder Panels kommt es zu Dialogen oder Einzeilern. Es unterstützt den Aufbau der inneren Gedankenwelt von Adrian und gibt uns tiefe Einblicke, die man sich bei diesem Charakter schon immer gewünscht hat.
Kommen wir zu dem was ich mit Abstand am besten finde an dem Comic: die Zeichnungen. Die Bleistiftarbeit ist sehr detailliert und erinnert eher an ein Gemälde als an eine Comicseite. Es hat einen gewissen realistischen Anspruch, doch geht es nicht den Weg eines photorealistischen Alex Ross. Die Zeichnungen funktionieren wie eine gute Zeitmaschine, die sich an visuellen Cliches der Epoche bedient und uns somit bereitwillig und überzeugt in die Geschichte hineinzieht. Was auch noch erwähnt werden sollte, ist dass es keinen Inker im Kreativteam gibt. Die Farben, aufgetragen von June Chung, übernehmen diese Aufgabe und geben das Finish für die kunstvollen Seiten. Die Kombination aus Lee und Chung ist wundervoll.
Die Schlüsselszene für den Masterplan, den Ozymandias entwickelt, ist ein Drogentrip mit den Geistern der alten Pharaonen. Hier wird sehr bildlich Ozymandias eine Audienz bei den Großen Herrschern der alten Welt gewährt und er erhält, im übertragenen Sinne, das Wissen von Ihnen. Dadurch, dass ich diesmal nicht wirklich tief in die Story eingehen will, halte ich diesen Eintrag kurz. Enden möchte ich mit der sehr ikonischen Selbstkrönung von Ozymandias. Diese Krönung aus eigener Kraft und Fähigkeit, wie schon Napoleon es seinerzeit getan hat, gibt dem Charakter den entscheidenden Schliff und legt den Grundstein für den hohen Anspruch, den Ozymandias an seine eigene Taten hat.