Hallo Comicfreunde,
heute befasse ich mich mit der Serie Earth 2. Nach dem apokalyptischen Einstieg von Ausgabe 1, indem der finale Krieg so intensiv rübergebracht wurde, sodass man direkt hineingezogen wird, werden in Ausgabe 2 alle kommenden Helden eingeführt. Heft 3 thematisiert hauptsächlich die Entstehung der Grünen Laterne von Earth 2 und die Offenlegung der Gefahr in der die Welt schwebt. Doch der erste große Kampf und das Zusammentreffen der Helden findet in Ausgabe 4 statt. Und diesen Comic werde ich nun etwas genauer unter die Lupe nehmen.
Das Cover fand ich nicht besonders gut, doch das liegt daran, dass mir Hawkgirls Helm nicht zusagt. Hier hätte man sich vielleicht etwas interessanteres ausdenken können, doch glaube ich, dass es viele Leser gibt, die ihn toll finden. Reine Geschmackssache. Die erste Seite ist im wahrsten Sinne des Wortes, eine Bombe. Der allesvernichtende Opener passt unheimlich gut zur Macht und Kraft von "The Atom" und gibt die Marschrichtung für den Comic vor. Die World Army findet den ohnmächtigen Atom und ein schneller Panelschnitt über fünf Jahre reißt uns in die Gegenwart. Offensichtlich ist Al Pratt nach seiner Explosion in Papua Neu Guinea von der World Army aufgenommen und zur militäreigenen Superwaffe ausgebildet worden. Ich finde es immer interessant wenn die Armee Superhelden in ihren Reihen hat. Die Helden sind dadurch auf einer Seite verwurzelt und handeln entsprechend ihrer Befehle und nicht unbedingt immer nach ihrem Gewissen. Solche Charaktere bergen viel mehr Konfliktpotential und das ist für eine Geschichte meist förderlich.
In der letzten Ausgabe wurde uns Grundy als Avatar des Verfalls vorgestellt. Washington befindet sich in seinem fauligen Griff und er fordert lautstark den Jade Ritter zum Kampf. Grundy ist toll dargestellt. Sein Auftreten, seine ferngelenkten fauligen Ranken und seine starken regenerativen Fähigkeiten machen ihn zu einem harten Gegner. Auch wenn er kein innovativer Gegner ist, überzeugt doch die visuelle und textuelle Umsetzung und es macht viel Spass ihn zu lesen.
Das Zusammenspiel von Hawkgirl und The Flash funktioniert besonders gut. Sie haben ihre Differenzen, und Flash ist wunderbar ehrlich, dass er keine Ahnung hat was mit ihm passiert ist, doch wirkt die Kombination aus erfahrener Kriegerin und grüner Frischling und die Aufteilung ihrer Kräfte austariert. Besonders gut gelungen finde ich das Kostüm von Jay. Das obligatorische Rot und das unübliche Blau kombiniert mit den goldenen Akzenten sind perfekt dosiert und der leuchtende Blitz, der von der Brust über die Hüfte bis runter zum Fuß geführt wird, geben dem Charakter beim Laufen eine irre Dynamik. Ich glaube kein Flash sah je so schnell aus.
Die Story ist rein Mittel zum Zweck um die Helden zusammen zu bringen. Alle werden sie angezogen von dem Zentrum der Fäulnis, die sich bis nach Polen ausgebreitet hat und somit auch Hawkgirl und Flash nicht entgangen ist. Green Lantern, auf der anderen Seite der Erde zum grünen Champion erkoren, fliegt, geleitet durch seine Intuition, dem drohenden Unheil in Washington entgegen. Der unterbewusste Drang die kranken Stellen der Erde zu heilen, lassen Alan fast die vor kurzem geschehenen Ereignisse verdrängen. Es ist schön zu sehen wie sich hier auch noch Zeit gelassen wird, den inneren Zustand von Alan darzustellen. Für die weitere Charakterentwicklung und Storymöglichkeiten ist dies unheimlich wichtig und erzeugt Tiefe für die ganze Serie.
Die beiden Zeichner, Nicola Scott und Eduardo Pansica, machen in dieser Ausgabe alles richtig. Jedes Panel ist gut detailliert gezeichnet und es gibt keine Ausrutscher. Die Dynamik kommt in diesem sehr actionlastigen Heft schön rüber und das Pacing der Panels ist, verbunden mit der sehr guten Schreibe von Robinson (Junge, Junge.. weiter so!), auf den Punkt. Der Kampf in Washington profitiert stark davon und wirkt dadurch nicht stumpf oder einfallslos. Für das Ende, wie schon am Anfang, wird "The Atom" herangezogen. Er beendet mit einem Sprung vorläufig den Kampf nur um dann die drei Helden aufzufordern die Kampfhandlungen einzustellen. Ein toller Cliffhanger, der viel offen lässt. Es könnte zu einer watchmen-artigen Regulierung der neuen Superhelden führen, was auch der Kommentar von Kendra vermuten lässt.
Das Gesamtbild, das der Comic hinterlässt ist sehr stark. Mittlerweile hat sich "Earth 2" zu einer meiner Favoriten der New 52 gemausert. Ich bin, was die JSA angeht, völlig unbelastet an die Serie herangegangen und war vom ersten Heft schon begeistert. Sie geniest die Freiheit der "Alles-Neu"-Philosophie der "New 52" und stellt alles auf den Kopf. Nur durch neue Wege kann man interessante Serien schreiben und die wurden hier beschritten. Ich kann sie jedem DC-Fan sehr ans Herz legen und empfehle allen Anderen mal rein zu schauen.