Sonntag, 13. Mai 2012

Sequenz - Der Comic Blog

Comics. Darum geht es hier in diesen Blog. Ich will direkt klarstellen, dass ich Graphic Novels auch einfach als Comics bezeichne. Leute, die zu einem einfach Superman Trade "Graphic Novel" sagen benutzen den Begriff falsch. Ein durchschnittlicher Supermancomic kann nicht das leisten was eine Novelle oder Roman bewirkt und anders herum. Sicherlich gibt es Comics, die diesen Begriff gerecht werden, denn irgendwo muss er ja herkommen, doch auf diesen schmalen Grat der Klassifizierung möchte ich nicht wandeln.

Kommen wir nun zum nächsten kritischen Punkt: Comics sind Kunst. Autoren und graphische Künstler beschäftigen sich mit ihnen und stecken kreative Energie und Arbeit in diese Werke. Sie legen ihnen meistens (bei weitem nicht immer!) interpretierbare Ebenen zugrunde und verarbeiten in ihren Werken Erlebtes, oft den aktuellen Zeitgeist oder politische Themen. Der Comic, als Kombination von literarischer und graphischer Kunst ist folglich ein Ergebnis eines kreativen Prozesses von zumeist vielen Beteiligten.
Das Thema Comics und Kunst werde ich aber in naher Zukunft noch genauer betrachten und einen Eintrag dazu verfassen. Eine konstruktive Diskussion ist natürlich stets gewünscht.
Doch, wieso schreibe ich diesen Blog?

Zuerst einmal erhoffe ich mir Austausch über das weite Feld der Comics außerhalb von Comicmessen oder Läden. Es ist klar, dass gerade in Deutschland Comics nicht gerade viel beachtet werden und das Hobby in unserer Gesellschaft ein Nischendasein führt. Mir geht es nicht darum das zu ändern. Mir geht es darum aus dem Monolog des Blogs, Kommunikation über Comics zu erzeugen.

Um meinen Kommunikationsdrang zu erklären werde ich ein wenig ausholen. Meinen ersten Superheldencomic, genauer: Antiheldencomic, habe ich relativ spät mit 16 Jahren 1999 gekauft. Natürlich hatte ich in noch jüngeren Jahren schon viele Donald Duck oder Mickey Mouse Hefte gelesen, doch kann man das nicht mit dem vergleichen was danach auf mich zukam. Es war die Jubiläumsausgabe Nr. 25 von Spawn erschienen bei Infinity. Das Cover war geheimnisvoll und erregte meine Aufmerksamkeit und Neugier und ich kaufte das Heft in der Tankstelle neben meiner Schule. Ich las das Comic sicherlich vier bis fünfmal und konnte es kaum erwarten einen Monat später, das Nächste zu kaufen. Die üblichen Superhelden wie Superman, Spider-Man oder Batman empfand ich als langweilig, altbackend und ignorierte sie.
Besonders gut gefielen mir die Zeichnungen von Greg Capullo und die computergestützte Colorierung. Zu diesem Zeitpunkt fand ich die Story wirklich spannend und ich war überrascht wie offen in Comics Gewalt dargestellt wurde. Dazu kam, dass der dunkle Typus von Antiheld mich direkt ansprach, da ich gerade in meiner "dunklen" Phase angekommen war. Meine favorisierte Farbe an Kleidungsstücken war Schwarz und meine Haare waren genauso lang wie die der Musiker deren CDs ich hörte. Mit anderen Worten: ich war das Zielpublikum des Hellspawns.

Ich sammelte die deutschen Ausgaben von Nr.1 bis hoch in die 60iger und ich kaufte noch einige Ausgaben von "Curse of the Spawn" und die Angela Mini-Serie. Daraufhin erfuhr ich irgendwann, dass Greg Capullo eine eigene Mini-Serie "The Creech" geschrieben und gezeichnet hatte. Nach und nach kaufte ich mir die drei Hefte aus verschiedenen Quellen zusammen und hatte zum ersten Mal das Gefühl, dass Comics eine tiefere Ebene besaßen, als ich angenommen hatte. Ich weiß nicht ob ich das heute noch so von "The Creech" behaupten könnte, aber zu dem Zeitpunkt hat es mich "geflasht". Hätte ich zur gleichen Zeit "Watchmen" oder "Die Rückkehr des dunklen Ritters" gelesen wäre ich heute ein anderer Mensch.

Doch es kam anders. Aus Mangel an Personen mit denen ich das Hobby teilen konnte verkaufte ich, vor fünf Jahren meine angestaubte Sammlung. Ein Fehler den ich bis heute bereue. Doch damals war in meinem Freundeskreis keiner, der sich für Comics interessierte obwohl wir in vielen anderen Bereichen sehr stark auf einer Wellenlinie lagen. Ich versuchte einigen das Hobby näher zu bringen, doch es gelang mir nicht ihnen klar zu machen was Comics bewirken können oder wie man sie Lesen muss. Von Wertschätzung als Kunst mal ganz abgesehen. Doch wie bei jeder Comicserie gab es bei mir auch einen Reboot.

Im Frühjahr 2010 wanderte ich in Aachen in den einzigen Comicladen und hatte die unsagbare Lust auf einen "klassischen" Comic. Es sollte sowas "altbackenes" wie DC oder Marvel werden. Die Auswahl war natürlich groß und ich hatte kaum Ahnung, wollte mir aber auch nicht die Blöße geben und mich vom Fachpersonal beraten lassen. Ich traf folglich eine Preis/Leistungs Entscheidung nach den Parametern, die offensichtlich waren: Euro/Seiten. Im Vorfeld hatte ich ein wenig nach DC und Marvel recherchiert und suchte nach Helden, die mich ansprachen. Ich stellte fest, dass ich Superman und Batman aus meinen Kindheitstagen durch die Filme und Serien schon immer irgendwie mochte und sie vertraute Konzepte darstellten. Die Marvelwelt war dagegen so fremd und unüberschaubar, dass ich mich dort nicht hineinwagte. Das Trade, dass ich dann kaufte würde ich heute niemals einem Einsteiger in die Hand geben. Es ist lang, groß, hat unzählige Charaktere, die man allesamt nicht kennt, und ein verworrene Story mit komplexer Vorgeschichte. Es handelte sich um "Infinity Crisis". Das Buch war ein einzig großer Wirrwarr aus Ereignissen und Dialogen und doch konnte ich nicht davon lassen. Es war wie ein ansprechendes komplexes Rätsel, das es zu lösen galt und die Story musste verstanden werden. Wer waren diese Helden? Wieso gibt es grob geschätzt 15 Flashs? Was ist das für ein alter Superman? Was ist das denn jetzt schon wieder für ein grüner Typ? Und was ist ein Anti-Monitor?

Doch auf dieses Crossover werde ich auch noch eingehen und alles genau betrachten. In diesem Zuge werde ich natürlich auch nochmal meine Ersten Eindrücke genau schildern.

Wie der Zufall es wollte traf ich auch kurz darauf auf Kollegen, die schon Comics lasen und dem entsprechend einen Gedankenaustausch zuließen. Seitdem sammel ich Trades und lieh mir unzählige Comicbücher aus der Stadtbibliothek und wir sind beim Ist-Zustand und dem vorhergegangen Wunsch zur Kommunikation über Comics angekommen.

Heute befinden sich ca. 1 Meter Trades und Hardcover Comics in meinem Besitzt und einige Comichefte der DC New 52. Überwiegend habe ich mich auf DC Comics konzentriert aber ich bin weiterhin offen gegenüber jeder anderen Quelle von guten Comics. Nach den ersten Einkäufen von Comicheften bin ich mit mir am hadern ob ich mir auch die entsprechenden Backissues zulege, doch muss ich auch mein Budget im Auge behalten. Eine Entscheidung, die ich noch auf die nächste Comicmesse verschieben werde.

Mir geht es also um den Austausch über Comics. Natürlich könnte ich mich in diversen Foren austoben, doch habe ich dort nicht den entsprechenden Freiraum um meine Gedanken nieder zu schreiben. Zudem möchte ich für einzelne Hefte und Trades Rezessionen, Analysen und Interpretationen schreiben und sie entsprechend präsentieren. Dazu bietet ein Blog die besten Werkzeuge. Die Kommentarfunktion ermöglicht Feedback und Diskussion und ich bitte euch sie ausgiebig zu nutzen. Zum Ende würde ich gerne wissen wie ihr zu Comics gekommen seid. Hattet ihr auch persönliche Reboots? Wie sahen sie aus? Welche Serien lest ihr und wieso? Wie sammelt ihr Comics?

Ich freue mich auf euer Feedback und auf einen regen Austausch!

Gruß Andy